Wie gut sind Sie im Redenhalten und Präsentieren? Haben Sie Lampenfieber? Sind Sie rhetorisch fit? Viele vermeintliche Schwächen haben nichts mit mangelndem Talent oder ungenügenden Redefähigkeiten zu tun. Vieles ist reine Übungssache. Daher kann auch ein unerfahrener Redner mit Fleiß und Training einen besseren Auftritt abliefern, als ein Profi, der nicht genug vorbereitet ist. Auch wenn Sie für ein professionelles Rhetoriktraining gerade keine Zeit haben, können Sie dennoch sehr gut üben und Ihren Redeauftritt dadurch verbessern:
1. Hören Sie die Verbesserungsmöglichkeiten
Nutzen Sie beim Training für Ihre Reden die Diktierfunktion Ihres Smartphones oder z. B. ein Diktiergerät oder die Mitschnittfunktion Ihres Anrufbeantworters oder Telefons. Sprechen Sie dabei frei – so wie Sie die Rede auch vor Publikum halten würden. Ihre Vorteile: Sie können anschließend nachhören, wo Ihre Rede inhaltliche Brüche hat, an welchen Stellen Sie ins Stocken geraten und wo Sie zu schnell oder zu langsam sind. Schon nach einmaligem Üben mit Tonaufnahme werden Sie sich beim nächsten Mal erheblich sicherer fühlen, fließender sprechen und Füllwörter öfter vermeiden.
2. Der Spiegel gibt Ihnen optische Rückmeldung
Vor einem großen Spiegel können Sie Ihre Körpersprache unmittelbar trainieren. Achten Sie beim Spiegeltraining auch darauf, wo und wie Sie sich im Raum bzw. später auf der Bühne bewegen. Gibt es besondere Stellen in Ihrer Rede, an denen Sie auch besondere Stellen auf der Bühne einnehmen können?
3. Eine Analyse mit verblüffenden Einblicken
Nicht selten erschrecken Redner, wenn Sie sich zum ersten Mal auf Video sehen und eine bislang unbewusste Marotte entdecken. Hier werden mögliche Schwächen für Sie wahrscheinlich am deutlichsten sichtbar. Halten Sie Ihre Rede vor einer Kamera, können Sie Ihren Auftritt anschließend umfassend begutachten.
Sehen Sie Ihren Auftritt auf Video, schlüpfen Sie quasi in die Rolle des Zuschauers. Auf diese Weise von außen betrachtet, werden Sie eventuelle unschöne Eigenheiten schnell erkennen und können gezielt daran arbeiten. Für die Aufnahme benötigen Sie nicht einmal eine professionelle Kameraausrüstung. Die Kamera in Ihrem Smartphone oder Tablet genügt.
4. Ein Testzuschauer genügt
Bitten Sie Ihren Kollegen im Büro oder einen guten Freund, Ihnen beim Üben zuzusehen. Halten Sie die Rede vor dieser Person genau so, wie Sie sie auch vor großem Publikum halten würden. Bereits die Anwesenheit dieses einzigen Zuhörers versetzt Sie in eine kleine, aber echte Auftrittssituation. Durch diese Übung bauen Sie Unsicherheiten ab, und Ihr Zuhörer kann Ihnen wichtige Rückmeldungen zur Optimierung Ihrer Rede geben.
5. Nutzen Sie die Macht des Geistes
Wissen Sie, wie Sportler sich mental auf Ihren Wettkampf vorbereiten? Bobfahrer beispielsweise stellen sich vor Ihrem geistigen Auge die gesamte Wettkampfsituation vor: Das jubelnde Publikum, die Atmosphäre am Start, den Anlauf, den Sprung in den Bob, das Festhalten und Gewichtverlagern, jede einzelne Kurve im Eiskanal und so weiter. Sie spielen Tage vorher und unmittelbar vor dem Start alle Bilder, Gefühle und Bewegungen durch.
Mit diesem Mentaltraining können auch Sie sich exzellent auf Ihre Rede vorbereiten. Stellen Sie sich dazu die gesamte Auftrittssituation vor. Sehen Sie in Ihr Publikum, hören Sie innerlich den Applaus und beginnen Sie mit Ihrer Rede. Bewegen Sie sich vor Ihrem geistigen Auge auf der Bühne und sprechen Sie innerlich: Bewegen Sie die Zunge und die Lippen und geben Sie dabei keinen Laut von sich. Variieren Sie vor Ihrem geistigen Ohr die Lautstärke und die Sprechgeschwindigkeit. Machen Sie auch die Spechpausen genau so, wie Sie sie geplant haben. Gestikulieren, gehen und stehen Sie mental, als wäre dies Ihr realer Auftritt. Stellen Sie sich dabei vor, wie Sie vollkommen gelassen sind und die Redesituation bestens meistern.
Beim mentalen Redetraining sollten Sie möglichst konzentriert sein. Es spielt hierbei keine Rolle, wo Sie sich dabei befinden – in Ihrem Büro, im Zug oder Flugzeug, in der Badewanne.
Der Effekt: Dinge, die Sie gut üben, können Sie anschließend sicherer und souveräner ausführen. Dies funktioniert auch, wenn Sie diese Dinge mental üben. Sätze und Wörter beispielsweise, die schwer auszusprechen oder die z. B. mit Emotionen verbunden sind, werden Ihnen anschließend bei Ihrem tatsächlichen Auftritt besser über die Lippen gehen. Sie wissen schon vorher, wie Sie mit Sprechpausen und z. B. durch unterschiedliche Positionen auf der Bühne Ihre Dramaturgie verstärken. Probieren Sie es aus – Sie werden spüren, wie sich Ihre Auftritte verbessern.
Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de
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