Sachbuch-Ghostwriting: Wann es sich lohnt und wie Sie den passenden Ghostwriter für Ihre Sachbuchidee finden

Von Christian Gaschler, Autor und Ghostwriter. –

Als Ghostwriter durfte ich bereits verschiedene Sachbücher im Auftrag schreiben, darunter einen Spiegel-Bestseller. Von meinen Erfahrungen berichte ich Ihnen gern, damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, wofür es sich lohnt, einen Ghostwriter zu engagieren, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten und wie Sie den passenden Ghostwriter finden.

1. Was bedeutet Sachbuch-Ghostwriting?

2. Ghostwriter oder Co-Autor?

3. Ist Ghostwriting unredlich?

4. Was für das Ghostwriting spricht

5. Wie läuft die Zusammenarbeit ab?

6. Worauf sollten Sie bei der Auswahl Ihres Ghostwriters achten?

7. Fazit und Empfehlung zum Ghostwriting für Ihr Sachbuch

Allein auf dem deutschen Markt erscheinen jährlich über 60.000 neue Buchtitel. An wie vielen davon waren wohl Ghostwriter beteiligt? Falls Sie gehofft haben, ich würde Ihnen eine Zahl nennen, die Sie aus den Socken haut, muss ich Sie leider enttäuschen. Ich kenne die Zahl nicht. Was ich aber aus eigener Erfahrung weiß:

In einem Buch, sei es nun ein Sachbuch, ein Fachbuch oder ein Roman, stecken nicht selten 300 und mehr Arbeitsstunden.

Für die Rohfassung wohlgemerkt. Lektorat, Buchsatz und Coverdesign kommen noch hinzu. Bei der Menge an Büchern von stark eingespannten Menschen wie Managern, Politikern und Unternehmern dürfen wir demnach allein schon mit Blick auf den Zeitfaktor davon ausgehen, dass einige von ihnen Unterstützung beim Schreiben hatten. Ganz zu schweigen davon, dass Schreiben in der Regel nicht ihre Kernkompetenz ist.

Über Ghostwriter erfährt man in der Öffentlichkeit nicht allzu viel.

Das liegt in der Natur der Sache, denn es liefe ja dem eigentlichen Zweck eines »Geistes« zuwider, wenn er mit dem Buch winkend durch die Gegend laufen und hinausposaunen würde: »Seht mal her, ich habe den Bestseller von Person XY geschrieben!« Nein, ein Ghostwriter ist im Idealfall unsichtbar. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, eine kompetente Person zu finden, die Ihrer Buchidee Leben einhaucht.

Der Name eines Ghostwriters taucht im Regelfall weder auf dem Buchcover noch im Impressum auf.

Die Leser gehen also davon aus, das Buch sei allein von dem genannten »Autor« verfasst worden. Allenfalls wird der Ghostwriter in der Danksagung erwähnt, oder er darf das Projekt einem potenziellen Kunden gegenüber als Referenz erwähnen. Das wäre doch nett. Im Dunstkreis des Auftraggebers ahnen ohnehin die meisten, dass dieser das Buch nicht ohne fremde Hilfe verfasst hat, weil sie sich zu Recht denken: »Was? Schreiben kann er auch noch?«

Ein Co-Autor wird hingegen namentlich erwähnt.

Es gibt verschiedene Arten der Co-Autorenschaft. Die gängigste ist wohl die, dass die eine Person auf einem bestimmten Gebiet (Finanzen, Psychologie, Chemie etc.) fachkundig ist, die andere hingegen ein Händchen für gute Texte hat. Wir denken zum Beispiel an »Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest«, das in Zusammenarbeit zwischen Thomas Kehl (Finanz-YouTuber) und Mona Linke (Journalistin) entstanden ist.

Co-Autoren erarbeiten gemeinsam den roten Faden, strukturieren die Kapitel, bringen Geschichten und Beispiele ein, und am Ende übernimmt eine Person den Löwenanteil des Schreibens, damit sich das Werk wie aus einem Guss liest. Es handelt sich um eine Gemeinschaftsleistung; ein Buch entsteht schließlich nicht allein durch Schreiben. Wobei diese Gemeinschaft einen Ghostwriter natürlich nicht ausschließen muss.

Nun ist es so, dass Ghostwriting in der Gesellschaft nicht den besten Ruf genießt, weil die Leute es unterbewusst mit Betrug gleichsetzen. Etwas daran erscheint ihnen unredlich. Wir sollten uns aber die Frage stellen: Wer wird hier angeblich betrogen? Der Ghostwriter, weil er trotz seiner Leistung unerwähnt bleibt? Oder die Leser, weil das, was sie lesen, nicht zu einhundert Prozent vom angegebenen Autor stammt?

Erstens: Sofern der Ghostwriter Sorge dafür trägt, für seine Mühen angemessen entlohnt zu werden, wird er es akzeptieren, nicht im Rampenlicht zu stehen.

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Sozusagen bezahlt man ihn nicht bloß fürs Schreiben, sondern auch fürs Schweigen. Dieses »Schweigegeld« preist ein kluger Ghostwriter ein. Würde er stattdessen als Co-Autor miterwähnt, dürfte sein Angebot günstiger ausfallen, weil mit dem Buch – so es denn erfolgreich wird – seine Reputation stiege.

Zweitens: Ja, in gewisser Hinsicht führt ein Autor, der die Hilfe eines Ghostwriters in Anspruch genommen hat, seine Leser in die Irre.

Was jedoch unterschätzt wird: Der Autor hat mit seiner fachlichen Kompetenz erheblich zum Inhalt des Buchs beigetragen. Nur wenn dies nicht der Fall wäre, der vermeintliche Autor also auf einen Ghostwriter zuginge und ihm etwa den Auftrag erteilte »Schreib mir ein Buch über Aktien«, um schließlich nur noch seinen Namen auf das Cover zu setzen, würde ich von einer Irreführung sprechen.

Ungeachtet solcher moralischen Fragen ist das Ghostwriting weit verbreitet. Nicht nur Bücher werden im Auftrag geschrieben, sondern auch Social-Media-Beiträge, Website-Texte, Artikel, Werbebotschaften und Reden.

Doch warum engagiert überhaupt jemand einen Ghostwriter?

Wäre es nicht authentischer, wenn die Person ihr Buch einfach selbst schriebe? Authentischer vielleicht, aber oftmals auch eine Zumutung für die Leser. Schreiben ist ein Handwerk wie das Dachdecken, das man am besten einem Profi überlässt, sonst steht man im Regen. Alternativ wird man selbst zu einem Profi, doch dafür fehlen den meisten wohl Zeit und Muße.

Aber Vorsicht: Manche Ghostwriter werben damit, Sie würden Ihnen ein Sachbuch erstellen, in das Sie als Auftraggeber lediglich zehn Arbeitsstunden einbringen müssten.

Unmöglich mag das nicht sein, jedoch wage ich zu behaupten, das Buch wird dann seichter als ein Tümpel. Nämlich, weil das, was wirklich Tiefe erzeugt, Ihre fachliche Kompetenz ist. Diese an den Ghostwriter zu übermitteln, braucht Zeit.

Irgendwie muss das Fachwissen aus Ihrem Kopf in jenen des Ghostwriters gelangen, bevor dieser es weiterverarbeiten kann.

Für mich haben sich Telefonate, Video-Calls, Text- und Sprachnachrichten bewährt. Sprachnachrichten mag ich besonders, da sie nicht nur die Wortwahl, sondern auch einiges zwischen den Zeilen verraten. Die Stimmung. Eine Meinung. Humor. Ein guter Ghostwriter versucht, Ihren Stil zu treffen, damit sich das Werk nicht verbogen liest. Eine Bekannte von mir spricht hierbei von der »authentischen Schreibstimme«. Es wäre befremdlich, wenn Ihre Leser den Eindruck gewännen, dass die Stimme in Ihrem Buch nicht zu Ihrer wahren Stimme passt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Abweichung sollte möglichst gering sein.

Neben stilistischer Finesse hilft Ihnen ein Ghostwriter, Ihre Gedanken zu ordnen und das Buch in sinnvolle Kapitel aufzugliedern.

Wertvoll wäre außerdem, wenn über allem eine zentrale Botschaft schwebt. Bei einem Kunden, für den ich ein Vertriebsbuch geschrieben habe, war das zum Beispiel: »Wir alle verkaufen (uns) täglich – beruflich und privat.« Auf diese Botschaft haben wir immer wieder Bezug genommen, um die Leser davon überzeugen, dass es durchaus mit Verkaufen zu tun hat, wenn man die Chefin um eine Gehaltserhöhung bittet oder seine Tochter davon überzeugen will, Gemüse zu essen.

Damit Sie den passenden Ghostwriter für Ihr Sachbuch finden, habe ich wichtige Ratschläge für Sie.

Die Meinungen mögen hier auseinander gehen, aber ich denke, dass die Beziehung zwischen Auftraggeber und Ghostwriter recht eng sein sollte. Nur so hat das Buch eine Chance auf Tiefgründigkeit. Ein enges Verhältnis gehen Sie wiederum nur ein, sofern die Chemie stimmt. Das Problem ist, dass sich das am Anfang gar nicht so leicht sagen lässt, denn wie bei jeder Beziehung dauert es eine Weile, bis man zum wahren Kern vorgedrungen ist.

Bevor Sie durchstarten, empfehle ich Ihnen ein paar Video-Calls, längere Telefonate oder ein persönliches Treffen, damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, ob der Ghostwriter zu Ihnen passt.

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Im nächsten Schritt bitten Sie um ein paar Probeseiten; schließlich wollen Sie sich von seiner Arbeit überzeugen, bevor Sie ihn engagieren. Ich verweise an dieser Stelle auch auf meine Referenzwerke oder auf mein LinkedIn-Profil, wo ich mehrmals wöchentlich Beiträge veröffentliche. Sollten Sie während der Zusammenarbeit feststellen, dass es nach mehrmaliger Kurskorrektur nicht in die gewünschte Richtung geht, trauen Sie sich, die Notbremse zu ziehen!

Es ist ein großer Vorteil, wenn der Ghostwriter über Grundlagenwissen auf Ihrem Fachgebiet verfügt.

Das vereinfacht die Zusammenarbeit ungemein. Falls Sie ein Buch über Psychologie schreiben wollen, der Ghostwriter aber keinen blassen Schimmer von der Materie hat, werden die Leser das wahrscheinlich wahrnehmen. Traut sich ein fachfremder Ghostwriter das trotzdem zu, versorgen sie ihn unbedingt mit Lektüre, damit er sich tief genug einarbeiten kann.

Zu guter Letzt klären Sie, welche Leistungen im Angebot enthalten sind und welche nicht.

Für gewöhnlich erstelle ich die Rohfassung des Manuskripts (meist circa 200 Seiten) und arbeite nachträglich die Korrekturen ein. Das Lektorat biete ich nicht an, ganz einfach, weil ein Autor für seine Zeilen betriebsblind wird und Fehler irgendwann überliest. Außerdem geht es neben Grammatik und Rechtschreibung ja auch um Stringenz; die Sichtweise einer dritten Person ist daher dringend zu empfehlen. Falls Sie das Buch nicht als Selfpublisher, sondern über einen Verlag veröffentlichen, nimmt dieser Ihnen sowohl das Lektorat als auch den Buchsatz ab.

Ghostwriting ermöglicht Ihnen, der Welt Ihr wertvolles Wissen bereitzustellen, und das, ohne die Kunst des Schreibens zu beherrschen.

Gesetzt den Fall, das Buch überzeugt, stärkt es Ihre Reputation auf Ihrem Fachgebiet und unterstützt Sie indirekt bei der Kundengewinnung. Das funktioniert umso besser, je präsenter Sie sind. Die besten Erfahrungen habe ich mit Auftraggebern gemacht, die bereits vor der Veröffentlichung eine solide Reichweite in den sozialen Medien hatten. Diese Präsenz diente als Verkaufskanal für das Buch.

Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass der Ghostwriter zu Ihrer Persönlichkeit passt, denn die Beziehung, die Sie mit der Person eingehen, ist inniger, als Sie vielleicht denken.

Das größte Augenmerk sollte aber auf der Kompetenz liegen. Um Ghostwriter zu werden, bedarf es keiner Ausbildung, daher gibt es einige schwarze Schafe. Im Internet wird an manchen Stellen damit geworben, man schreibe Ihnen ein wahnsinnig gutes Buch mit für Sie minimalem Aufwand. Bleiben Sie kritisch. Am besten lassen Sie sich jemanden empfehlen.

© Christian Gaschler


Christian Gaschler ist Autor und Ghostwriter. Wenn er nicht gerade humoristische Ratgeber oder LinkedIn-Beiträge über die deutsche Sprache verfasst, hilft er anderen dabei, ihren Traum vom eigenen Buch zu verwirklichen.

Leser beschreiben seinen Schreibstil als klar, lebhaft, humorvoll und scharfsinnig.

Seine liebsten »Fremdthemen« sind Immobilien, Unternehmertum, Vertrieb und Persönlichkeitsentwicklung; denn hier kann er selbst einige Erfahrungen vorweisen und sie mit in das Buchprojekt einbringen.


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