Fünf Sprechtipps für Ihre Rede: Rhetorikwissen vom Präsentationsprofi Michael Moesslang

Teil zwei der sechsteiligen Serie mit Tipps für Ihre Präsentationen und Reden. Von Michael Moesslang. –

Monotone Sprechweise – womöglich noch schnell und ohne Pausen gesprochen – ist einfach nur langweilig.

Wissen Sie, wo bewusst monoton gesprochen wird: bei der Hypnose. Denn diese gleichförmige Art führt uns in den Alphazustand. Das soll aber nicht bei Ihrem Publikum passieren.

1. Lebendig sprechen

Lebendig zu sprechen können Sie üben. Die wichtigsten Komponenten sind:

  • Wechsel im Tempo
  • Wechsel in der Tonhöhe
  • Wechsel in der Lautstärke
  • Wechsel im Klang (Ausdruck von Emotionen)
  • Sprechpausen
  • deutliche Betonungen
  • klare Artikulation

Nehmen Sie sich einen einfachen Text, z. B. ein Märchen, und lesen Sie laut jeden Satz so oft in verschiedenen Varianten, bis Sie ein Gefühl für Ihre Stimme und die Möglichkeiten der Betonung bekommen. Übertreiben Sie dabei anfangs, um zu erfahren, wo wirklich die Grenzen sind. Oft ist noch lange nicht Übertreibung, was Sie selbst dafür halten. Das Publikum nimmt Ihre Stimme anders wahr.

Nach einer Weile sprechen Sie ohne vorzulesen, also frei. Experimentieren Sie auch hier wieder. Vielleicht können Sie auch zeitweise jemanden dazubitten, der Ihnen Rückmeldung gibt.

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2. Blickkontakt passend zu den Worten

Dass Blickkontakt wichtig ist, ist wohl jedem klar. Doch wann findet ein Wechsel von einer Person im Publikum zur anderen statt? Die Spanne, während der Sie eine Person ansehen können, liegt normalerweise bei maximal vier bis sieben Sekunden. Bei kurzen Sätzen ist es also möglich und auch sinnvoll, nur eine Person anzusehen. Wenn Sie innerhalb eines Satzes den Blick schweifen lassen oder von einem zum anderen hüpfen, wirkt das weniger souverän und überzeugend, womöglich sogar unsicher. Probieren Sie es aus.

Bei längeren Sätzen können Sie die Zeit von sieben Sekunden sogar in Einzelfällen überschreiten. Das ist dann zwar unangenehm für denjenigen, den Sie anschauen, doch für den Rest des Publikums umso gewinnender. Es wirkt sehr eindringlich und überzeugt. Deshalb können Sie das nur in besonders wichtigen Momenten einsetzen, andernfalls wirkt es aufdringlich und dominant.

Wechseln Sie jedoch den Blickkontakt in einem passenden Moment, z. B. in einer Sprechpause. Dieses bewusste Wechseln wirkt wesentlich stärker als ein zufälliges. Das ist allerdings ohne Übung kaum zu schaffen, üben sie es daher.

Sie werden bald merken, wie stark ein Blickkontakt Ihre Präsenz erhöhen und die Wirkung Ihrer Worte unterstreichen kann. Es ist phänomenal!

3. Sprechpausen

Ein ebenso wichtiges Instrument sind Sprechpausen – und zwar ohne „Äh“. Sprechpausen gibt es sowohl zwischen zwei Sätzen (Interpausen) als auch innerhalb eines Satzes (Intrapausen). Beide haben zwei große Vorteile. Sie geben dem Publikum Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Alleine deshalb sind sie so wichtig. Richtig gesetzt können Sie zudem vor allem die Wirkung Ihrer Worte enorm steigern.

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Sprechen Sie folgenden Satz laut mit Pausen dort, wo die drei Punkte sind:

„Er … küsst sie!“
„Er … küsst … sie!“
„Er küsst … sie!“

Jedes Mal ist ein anderes Wort betont. Nämlich immer das durch die Punkte von den anderen Abgetrennte.

Die Wahrnehmung von Pausen ist jedoch sehr unterschiedlich. Machen Sie eine Pause so lang, wie Sie langsam bis drei zählen. Das mag Ihnen unendlich lang vorkommen, das Publikum empfindet das dagegen als angenehme und deutliche Pause. Kürzere Pausen merkt es kaum.

Versuchen Sie auch Folgendes: Sagen Sie: „Ich bin ja der Meinung, dass … dass Sie alle hier Genies sind!“ Den Inhalt des Satzes können Sie gerne entsprechend Ihrer Präsentation ändern. Doch machen Sie es folgendermaßen: Zu Beginn gehen Sie zur linken Seite des Publikums. Bei den drei Punkten gehen Sie dann langsam von links nach ganz rechts. Das mag vier, fünf Sekunden dauern. Machen Sie die Pause so lange. Schauen Sie dabei (wichtig!) zum Publikum und machen Sie einen nachdenklichen Eindruck (Mimik, Gestik). Probieren Sie es aus, die Wirkung ist immens. Pausen sind ein starkes Mittel, Ihr Publikum zu führen und zu faszinieren.

4. Doppelpunkt

„Sprechen mit Doppelpunkt“ ist eine meiner Techniken, die Sprechpausen nutzt. Vergleichen Sie die beiden Sätze, wobei der Doppelpunkt hier für die Pause steht:

1. „Mit 256 Filialen haben wir wieder einen neuen Rekord erreicht.“
2. „Wir haben wieder einen neuen Rekord erreicht: 256 Filialen.“

Sie haben sicher schon gemerkt, welcher Satz eine stärkere Wirkung erzeugt.

Die Technik: Die wichtigste Aussage des Satzes wird an das Ende gestellt und zwar nach einem Doppelpunkt. Der Doppelpunkt wird als (möglichst lange) Pause gesetzt. Das war’s: so simpel, so wirkungsvoll. Das sollten Sie auch nicht bei jedem Satz machen, sondern dann, wenn Sie eine wichtige Aussage besonders betonen wollen.

5. Gefühle zeigen

Der Schlüssel zu echter Überzeugungskraft sind Emotionen und der Schlüssel zu echtem Kontakt zum Publikum ist, wenn Sie Emotionen zeigen. Leider wurde uns das oft abtrainiert oder wir tun es nicht, weil wir denken, Emotionen gehören nicht ins Berufsleben, ganz im Gegenteil. Die richtigen Emotionen gezielt eingesetzt wirken stärker als jedes Argument.

Nun ist die Stimme (neben der Körpersprache) das wichtigste Instrument, mit dem Emotionen übertragen werden. In den meisten Fällen ist der Ton sogar wichtiger als die Gestik (wobei es tatsächlich nur dann stimmig wirkt, wenn beides zusammengeht und sich gegenseitig unterstützt). Deshalb spüren Sie in sich hinein, was die jeweilige Aussage bei Ihnen emotional auslöst. Und das lassen Sie das Publikum spüren. Legen Sie all Ihre Emotionen – lieber deutlicher als zu lau – in Ihre Stimme. Sie werden damit lebendiger sprechen, besser ankommen und viel leichter überzeugen. Emotionen sind der direkte Weg in die Herzen der Zuhörer.

Ihre Stimme und Sprechweise sind so wichtige Instrumente im Überzeugungsprozess, trainieren Sie mit ihnen. Nur Übung macht den Meister. Sprechen Sie lebendig und die Menschen werden an Ihren Lippen kleben.

Autor: Michael Moesslang
© Rhetorikmagazin


Michael Moesslang ist „Der Hitchcock der Präsentation“, 5-Sterne-Redner, Top-100-Excellence-Trainer, Coach, Erfolgsautor und Experte für spannende und überzeugende Präsentationen. Er ist Inhaber des PreSensation Institute in München.

Seine Überzeugung ist, dass jeder einzelne durch die eigene persönliche Wirkung und durch Selbstsicherheit im Auftreten zum positiven Botschafter für sich und sein Unternehmen wird. Als Experte seines Faches bezieht Michael Moesslang aktuelle Erkenntnisse aus der Psychologie und den Verhaltenswissenschaften ein. Sein Buch „So würde Hitchcock präsentieren: Überzeugen Sie mit dem Meister der Spannung(Werbung) führte wochenlang die Bestsellerliste „Präsentation“ bei Amazon an.


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