Die Macht der Rede in der Politik: Die Verantwortung der Medien und der Redenschreiber

Rede ist Führung, und um ihre Führungsposition einzunehmen, sind Politiker auf die öffentliche Rede angewiesen. Das meint auch der Präsident des Verbands der Redenschreiber Deutscher Sprache (VRdS), Vazrik Bazil. Doch wann vermag eine politische Rede zu wirken, und wann ist sie ohnmächtig? In seiner Kolumne vom Februar 2012 nimmt Bazil die Diskussion um den Bundespräsidenten Christian Wulff zum Anlass, die Macht des Wortes in der Öffentlichkeit genauer zu betrachten.

Will der Redner seinen Worten Gewicht geben, muss er den Anforderungen der Öffentlichkeit gerecht werden.

Grundlegend wichtig seien, so der Verbandspräsident, die Fertigkeit der Rede sowie die Authentizität des Redners. Das alleine genüge jedoch nicht. Wollten politische Redner die Menschen erreichen, so müssten sie außerdem die Rolle erfüllen, die ihrem Amt entspräche.

Es komme beim Politiker also darauf an, das Redehandwerk zu beherrschen und zugleich – wie es die Gesellschaft erwartet – das Gesicht zu wahren. Ist letzteres nicht gegeben, helfen auch keine spektakulären rhetorischen Kunststücke.

Die Schwierigkeit dabei sei, dass die wenigsten Menschen eine politische Rede vom Anfang bis zum Ende hören würden. Vielmehr würden die Medien einzelne Teile zitieren und diese in ihre Kommentare einbetten. Der breiten Masse bleibe nur die Möglichkeit, sich aus Versatzstücken das zusammenzureimen, was der Politiker gemeint haben könnte. Im Fernsehen und in der Presse entfalle das meiste, was für eine authentische Rede außerdem wichtig sei, beispielsweise der direkte Kontakt zum Publikum.

Verständlichkeit ist die Voraussetzung für Aufmerksamkeit.

Besonders gefragt seien daher die Medien. Ihre Arbeit und die der zuständigen Institutionen würden darüber entscheiden, ob die Öffentlichkeit weiß und begreift, worum es in der Rede geht. Zusammenhänge müssten daher in den Medien besonders umfassend und verständlich erklärt und dargestellt werden. Und was können Redenschreiber beitragen? Sie müssten auf „ranzig gewordene Phrasen“ verzichten und mit ihren Manuskripten dafür sorgen, dass das Publikum nicht nur „abgeholt“ würde, sondern dass ein Sog entstehe. Dann könne eine Rede ihre Macht entfalten und Menschen bewegen.

Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de


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