Die Angst vor dem Reden und Präsentieren: Überwinden Sie die Furcht, vor Publikum zu sprechen

Wenn Sie Angst davor haben, eine freie Rede zu halten, sind Sie nicht alleine. Selbst große Redner wie Konrad Adenauer hatten Redeangst. In einer Umfrage gaben 41 Prozent der Befragten an, sich davor zu fürchten, vor Publikum zu reden. Nur acht Prozent der Umfrageteilnehmer sagten übrigens, sie hätten Angst vor dem Sterben.

Grundsätzlich ist Angst etwas Natürliches und kann sehr sinnvoll sein. Denn in Situationen der Angst ist die Aufmerksamkeit stark gesteigert, was wichtig ist, wenn Gefahren lauern. Wird die Angst jedoch übermächtig, obwohl keine Bedrohung besteht, kann sie äußerst kontraproduktiv werden.

Welchen Gefahren ist ein Redner ausgesetzt, vor denen er tatsächlich Angst haben müsste?

Die Furcht der meisten läuft darauf hinaus, dass sie sich vor ihrem Publikum blamieren könnten, z. B. weil sie ihren Redetext vergessen, weil sie glauben, nicht souverän genug zu sein oder angeblich nicht gut auszusehen, weil sie befürchten, dass ihnen bei Publikumsfragen nichts oder nicht genug einfällt, und so weiter. Doch die meisten Reden verlaufen reibungslos und Befürchtungen sind praktisch immer überflüssig.

Redeangst lohnt sich aus verschiedenen Gründen nicht.

Gerade die Angst, den Text zu vergessen, kann das Denkvermögen einschränken und dadurch das freie Reden sabotieren. Angst kann außerdem die Schweißproduktion verstärken, eventuell für das Publikum sichtbar, und den Blutdruck erhöhen. Wird der Mund vor Angst trocken, fällt das Sprechen schwerer. Und spätestens wenn ein Zittern dazukommt, vielleicht deutlich sichtbar durch den vibrierenden Stichwortzettel in der Hand, bemerken die Zuhörer die Gefühlslage des Redners. Alles in allem ist Angst in einer Redesituation keine hilfreiche Reaktion und verschlechtert meist die Lage des Redners.

Was garantiert nicht hilft: Alkohol und andere Substanzen, die das Denken beeinträchtigen.

Mit solchen Mitteln werden Sie mit Sicherheit keine Bestleistung abliefern. Sie laufen sogar Gefahr, dass Ihr Publikum merkt, dass Ihre Sinne getrübt sind. Es gibt zahlreiche Beispiele von Rednern, die sich im alkoholisierten Zustand lächerlich gemacht haben. Selbst große Politiker haben sich auf diese Weise blamiert. Tun Sie es ihnen keinesfalls gleich.

Die erste gute Nachricht für Sie: Wenn Sie sich gut vorbereiten, müssen Sie keine Angst davor haben, eine Rede zu halten.

Umgekehrt gilt jedoch auch: Wenn Sie sich nicht auf Ihre Rede vorbereiten, ist Ihre Angst berechtigt. Daher lohnt es sich, wenn Sie in Ihre Vorbereitung genug Zeit und Arbeit investieren.

Die zweite gute Nachricht: Das Publikum ist in aller Regel dem Redner gegenüber positiv gestimmt und will, dass er erfolgreich ist.

Die Zuhörer fühlen mit Ihnen. Daher will niemand, dass Sie auf der Bühne scheitern. Keiner wird Ihnen „den Kopf abreißen“, wenn Sie einmal ins Stocken kommen. Letzteres ist übrigens nicht schlimm – Sie haben ja einen Stichwortzettel, den Sie jederzeit aus der Tasche ziehen können. Und: Alleine die Tatsache, dass alle gekommen sind, um Sie zu hören, zeigt das große Vertrauen des Publikums Ihnen gegenüber. Alle sind an Ihrem Thema interessiert und freuen sich auf Ihre Rede. Keiner der Zuhörer weiß, dass Sie Angst haben. Selbst wenn Sie nervös sind, werden das die meisten nicht bemerken.

Die dritte gute Nachricht für Sie: Wenn die Angst dennoch kommt, gibt es Tricks, um sie zu überstehen.

Angst zu unterdrücken ist wenig wirksam. Vielmehr hilft es vielen Rednern, die Angst bewusst auszuhalten und sie dadurch mit der Zeit abzubauen. Hilfreich ist es daher, das Reden vor Publikum regelmäßig zu üben. Dadurch können Sie sich von Mal zu Mal mehr auf Ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – mit Ihrer Rede das Publikum zu überzeugen und zu begeistern.

Um die Angst leichter zu auszuhalten, helfen fünf bewährte Tricks.

  1. Bereiten Sie Redeanfang und Redeschluss besonders gut vor. An diesen kritischen Stellen ist die Aufmerksamkeit Ihres Publikums am größten, und Sie können hier eine besonders gute Wirkung erzielen. Formulieren Sie daher die ersten und die letzten Sätze Ihrer Rede vor und lernen Sie sehr, sehr gut. Mit einem besonders gut vorbereiteten Anfang und Ende sind Sie für Ihre Rede besser gewappnet.
  2. Nutzen Sie Ihre Atmung. Wenn Sie während Ihrer Rede vor Angst in Stress geraten, atmen Sie einmal oder zweimal tief ein und aus. Das bewusste Atmen mindert die Anspannung, und das Publikum freut sich auf die kurze Denkpause, in der es nachvollziehen kann, was Sie zuvor gesagt hatten.
  3. Gestikulieren Sie. Mit einer natürlichen Körpersprache unterstützen Sie nicht nur das Gesagte. Die Bewegungen nehmen Ihnen die körperliche Gespanntheit, was wiederum das Angstgefühl Angst reduzieren kann.
  4. Variieren Sie Ihre Stimme in Ton und Lautstärke. Dies gibt Ihrer Rede mehr Dynamik, und Ihre Zuhörer sind mehr bei der Sache. Außerdem nehmen Sie den Druck aus Ihrer Sprache, der durch Angst entstehen kann. Eine natürliche Stimmvariation vermittelt Ihnen und Ihrem Publikum Sicherheit.
  5. Stellen Sie sich Ihren Erfolg vor. Auch Weltklassesportler arbeiten mit dieser Technik. Sie visualisieren vor ihrem geistigen Auge, wie sie schwierige Situationen erstklassig meistern. Wenden Sie die Visualisierung auch vor Ihrem Auftritt an – Ihre gelassene Art auf der Bühne, die souveräne Rede, die freundlichen Blicke der Zuhörer, den tosenden Applaus. Dies wird sich positiv auf Ihre Rede auswirken, und Sie können die Angst in den Hintergrund treten lassen.

Wenn Sie Ihre Redeangst verringern oder überwinden wollen, kommt es auf Sie selbst an.

Zu wissen, wie es geht, genügt nicht. Wenn Sie etwas verändern wollen, müssen Sie die Willenskraft aufbringen, sich entsprechend auf Ihre Rede vorzubereiten, und während Ihrer Rede die verschiedenen Methoden tatsächlich anzuwenden. Sie sind Ihrer Angst nicht ausgeliefert, sondern können aktiv werden. Es lohnt sich für Sie, denn auch wenn Sie jetzt unter Redeangst leiden, können Sie eine wahre Redefreude entwickeln.

Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de


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