Regelmäßig treten Redner in Wettkämpfen gegeneinander an. Auch Sie haben das wahrscheinlich bereits getan, vielleicht ohne sich darüber bewusst zu sein – zum Beispiel bei Ihren Präsentationen im Wettbewerb gegen andere Dienstleister oder Produzenten. Oder bei Ihrem Messeauftritt, bei dem Sie die Zuhörer an Ihren Stand holen wollen. Solch ein Wettbewerb ist eine hervorragende Gelegenheit, die Tricks der anderen zu studieren. Beobachten Sie Ihre Mitbewerber und lernen Sie von ihnen.
Wer die besten Redner sind, erkennen aufmerksame Zuschauer meist schnell an den Publikumsreaktionen. Das gilt bei Präsentationen ebenso wie bei organisierten Redemeisterschaften. Bei diesen gibt es zwar (auch) Preisrichter, die nach möglichst objektiven Kriterien die Fähigkeiten der Redner bewerten. Welcher Redner aber wirklich beim Publikum angekommen ist, können Sie z. B. an der Länge des Applauses festmachen und daran, welcher Redner nach seinem Auftritt die meisten Interessenten um sich schart. Dies stelle ich sowohl als Redner, Bewerter und Zuhörer in Redewettbewerben fest, als auch bei Kundenpräsentationen.
Vor Ihrer Rede. Als Redner im Wettbewerb erhalten Sie eine Vielzahl nützlicher Ratschläge, sowohl von Experten, als auch von Laien. Viele dieser Ratschläge beziehen sich auf die formalen Aspekte Ihres Auftritts, z. B. wie Sie Ihre Körpersprache einsetzen oder welcher inhaltliche Aspekt der Rede stärker herausgearbeitet werden sollte. Andere Ratschläge sind eher subjektiver Art. Hier versuchen Ihre Zuhörer ihre persönliche Meinung zu Ihrem Redeinhalt einzubringen. Diese Hinweise können sehr nützlich, aber auch schädlich sein.
Expertentipp Nummer 1:
Hören Sie sich alle Ratschläge gut an und entscheiden Sie selbst, welche davon am besten zu Ihnen passen. Denn wenn Sie Rückmeldungen missachten, kann es passieren, dass Sie mit Scheuklappen an Ihrem Publikum oder Ihren Kunden vorbeilaufen. Wenn Sie hingegen zu viele oder die falschen Ratschläge umzusetzen versuchen, kann es Ihnen passieren, dass Ihre Rede an Authentizität und an ihrer ursprünglichen Stärke verliert. Hören Sie deshalb auch auf Ihren gesunden Menschenverstand.
Während Ihrer Rede. Sie stehen auf Ihrer Bühne und alle Blicke sind auf Sie gerichtet. Wirklich alle? Oder sind manche Ihrer Zuhörer mit anderen Dingen beschäftigt? Sofern es sich um einzelne Personen handelt, lassen Sie sich am besten nicht beirren. Meist hat die „Nebenbeschäftigung“ nichts mit Ihnen zu tun. Merken Sie jedoch, dass der Großteil Ihres Publikums nicht bei der Sache ist, liegt es möglicherweise an Ihrer Rede oder Ihrem Auftritt.
Expertentipp Nummer 2:
Es bringt nichts, wenn Sie sich während Ihrer Rede aus der Ruhe bringen lassen – auch wenn ein Zuhörer sie z. B. durch seine Beschäftigung mit dem Smartphone oder durch nachhaltiges Suchen in der Handtasche stört. Machen Sie einfach weiter. Wenn sich derartiges Verhalten häuft und die Mehrzahl Ihrer Zuhörer sich ablenkt, holen Sich sich Expertenrat durch einen Rhetorikberater oder Rednerberater. Denn es könnte sein, dass Sie durch ein bestimmtes Verhalten auf der Bühne oder durch einzelne Elemente Ihrer Rede solche Publikumsreaktionen provozieren. Bereits durch kleine Veränderungen können Sie bei Ihrem Publikum sehr viel erreichen.
Nach Ihrer Rede. Applaus oder gar stehende Ovationen muss man aushalten können. Den deutlichen Dank Ihres Publikums – auch z. B. Bravorufe – dürfen Sie gerne entgegennehmen. Sie haben es sich verdient.
Der Applaus endet ungewöhnlich schnell oder findet kaum statt? Dann kann dies entweder an der Qualität Ihrer Rede liegen, oder Sie haben vor einem unfreiwilligen Publikum gesprochen, z. B. vor der Belegschaft eines Unternehmens, das Sie mit Ihrem Konzern übernommen haben. Eigentlich „will man Sie nicht hören“, muss es aber. Von vorn herein überwiegt die Ablehnung Ihrer Person gegenüber.
Expertentipp Nummer 3:
Wenn Ihr Publikum lange applaudiert, genießen Sie es und bleiben Sie auf der Bühne. Ein zu schneller Abgang wirkt unprofessionell. Sind die Reaktionen verhalten, holen Sie sich Rückmeldung. Bei einem unfreiwilligen Publikum gelten besondere Regeln. Treten Sie nicht zu offensiv auf, bleiben Sie authentisch und ehrlich und lassen Sie sich fachkundig zu Ihrer speziellen Redesituation beraten.
Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de