Diskutieren Sie mit: Wer hat es erfunden? Die Rechtschreibung in der Werbung

Vor Kurzem erschien im Rhetorikmagazin der Artikel „Schwer verständlich für Kunden: Getrennt Schreibung von Produkt Namen„. Darin hatte ich beschrieben, wie Marketingmitarbeiter in Unternehmen ihre eigenen Produktnamen gegen die Regeln der Rechtschreibung auseinandernehmen und welche schädlichen Folgen eine falsche Rechtschreibung für Unternehmen hat. Im Artikel war zu lesen, wie sich manche Lektorate der Diskussion mit den Unternehmen entziehen. Und ich schrieb: „Meiner Erfahrung nach sind auch oft Grafiker der Ansicht, „Schönheit“ gehe vor Rechtschreibung. Ein Zitat aus der Praxis: „Ich schreibe nicht, ich male Buchstaben.““ – Diese Erfahrung musste ich in dreizehn Jahren als freier Werbetexter in diversen Webeagenturen hier in Deutschland immer wieder machen.

Zur Ehrenrettung der grafischen Zunft muss ich jedoch einräumen, dass ich in dem Artikel die Grafiker nicht erwähnt habe, denen die korrekte Schreibung ebenfalls am Herzen liegt.

So erhielt ich gestern einen Leserbrief von einem schweizer Grafiker und Fotografen. Er schreibt, Grafiker würden oft von Auftraggebern ignoriert und Auftraggeber würden sich absolut nicht für Rechtschreibung, saubere Gestaltung, Lesbarkeit und dergleichen interessieren. In diesen Fällen bliebe den Grafikern nichts anderes übrig, als dem Wunsch des Auftraggebers nachzukommen. Das sei in der gesamten grafischen Branche in der Schweiz ein unbefriedigender Zustand.

Dieser Leserbrief ist für mich sehr wertvoll – Grund genug, die Diskussion zu eröffnen. Was meinen Sie dazu? Welche Erfahrung machen Sie? Wie kommt es, dass in der Werbung eine so schlechte Rechtschreibung vorherrscht? Erleben Sie es auch, dass sich Unternehmen über die Empfehlungen von Grafikern und Textern hinwegsetzen?

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5 Kommentare

  1. Lieber Herr Bargenda,

    als ehemaliger Marketer und Designer (mit Typographen-Ausbildung) und gleichzeitig sehr an der Einhaltung von typographischen Traditionen interessierter Mensch antworte ich etwas differenzierter. Grundsätzlich gelten die Rechtschreibe-, aber auch die Satzregeln ebenso in der Werbung. Das gilt für Getrenntschreibung, Bindestriche und vieles mehr. Typische Fehler sind:

    + Heidi’s Laden (der Genetiv wird im Deutschen ohne Apostroph geschrieben: Heidis Laden)
    + CD’s (ein Apostroph steht für eine Auslassung – was ist hier ausgelassen? Richtig CDs)
    + Bei Verwendung der Fraktur (oder anderer gebrochener Schriften) muss zwischen dem langen und kurzen s unterschieden werden, das Wort Kasse beispielsweise hat zwei lange s (die es in der Arial nicht gibt, nur bei gebrochenen Schriften und die ich deshalb hier nicht zeigen kann. Das lange s sieht aus wie ein f ohne Querstrich.)
    + die korrekten Anführungszeichen sind „d“ oder »d«, aber nicht „d“ (das hat auch für einen Blog Gültigkeit, Herr Bargenda ;-)
    + Der Bindestrich gehört auch dann gesetzt, wenn er Produkte mit einem Firmennamen verbindet (Siemens-Staubsauger), auch wenn das Markenschützer nicht mögen
    + Das scharfe S (im Norden auch sz genannt) wird bei Versalsatz durch zwei S ersetzt, es gibt kein großes scharfes S: Weißbier wird zu WEISSBIER und keinesfalls WEIßBIER
    + Im Fließtext wird auch ein Markennamen normal geschrieben und nicht dem Logo nachempfunden nur klein oder groß: Im Text heißt es also Siemens (nicht: SIEMENS) oder Facebook (nicht: facebook)
    + Ein fremdsprachlicher und ein deutscher Teil eines Wortes müssen mit Bindestrich getrennt sein: Manager-Sprache (Manager ist ein Fremdwort aus dem Englischen)

    Dergleichen gibt es noch vieles mehr. Doch kann es durchaus sinnvolle Ausnahmen geben. Ich persönlich habe mit sehr langen oder schlecht lesbaren Wortungetümen, wie sie in der deutschen Sprache leider korrekt sind, ein Problem. Ich bevorzuge dann die Version mit Bindestrich (was übrigens nach der aktuellen Rechtschreibung sogar in Ausnahmefällen erlaubt ist). Beispiel: Fernscheinwerfer-Glühlampe statt dem korrekten Fernscheinwerferglühlampe.

    Auch bei Marken gibt es eine Variante, die ich durchaus akzeptiere: Die beiden Wortteile zusammenschreiben und dabei einen Großbuchstaben an der Verbindung stehen lassen: PowerPoint. Das habe ich auch in meinem Firmennamen gemacht: PreSensation Institute.

    Da immer weniger Menschen die Fehler überhaupt sehen oder die richtige Schreibweise kennen (aus Erfahrung kann ich sagen, dass auch die erwähnten Grafiker nicht alle bewusst gegen Regeln verstossen, sondern sie entsetzlicherweise schlicht nicht mal kennen), wird es mehr und mehr dieser Fehler geben – nicht nur in der Werbung. Auch in der täglichen Korrespondenz oder in Artikeln von Profi-Journalisten sind diese Fehler so häufig, dass sie immer mehr von anderen übernommen werden.

    Ganz typisch dafür: der Schrägstrich hat beidseitig nie (NIE!) Leerzeichen, trotzdem sieht man ihn fast nur noch mit: Falsch ist: Schräg / Strich oder 089 / 123 45, richtig ist Schräg/Strich oder 089/123 45.

    Wer die Regeln übrigens nachschauen will: Im Duden gibt es nicht nur die Rechtschreibregeln, sondern vorne auch ein paar Seiten über die Regeln zum Schriftsatz. Einmal gelesen wird das meiste sofort klar und logisch nachvollziehbar.

    Mit herzlichen Grüßen,
    Michael Moesslang
    Der Hitchcock der Präsentation

    • Lieber Herr Moesslang,

      vielen Dank für Ihren Diskussionsbeitrag!

      Besonders was den Bindestrich in Verbindung mit Produkt- und Firmennamen betrifft, sprechen Sie mir aus dem Herzen.

      Den Höhepunkt in Sachen Apostroph habe ich vor kurzem auf einer Website gesehen, auf der es in das Wort „nichts“ eingefügt wurde: nicht’s. Das tut weh.

      Was die Zusammenschreibung betrifft, bin ich ein Freund des zusammengesetzten Hauptworts, auch wenn die Trennung durch Bindestrich manchem das Lesen leichter macht. Ich bleibe eher an den Bindestrichen hängen. :-)

      Und Sie haben Recht, ein Blick in den Duden (oder Wahrig) würde manchem guttun.

      Wie ist es Ihnen gelungen, hier im Magazin einen Kommentar mit korrekten Anführungsstrichen zu schreiben, also erst unten, dann oben? Der Editor setzt sie standardmäßig nach oben.

      Herzliche Grüße
      Christian Bargenda

      • Hallo Herr Bargenda,

        Das mit den Anführungszeichen ist ganz einfach: beim Mac ist das shift-alt-W für die vorne und alt-2 für die hinten. Bei Windows gibt es da Abkürzungen über Alt-Gr, die ich mir aber nie merken kann (ich arbeite seit 22 Jahren ausschließlich mit Mac).

        Hier noch ein paar Hinweise: http://de.wikipedia.org/wiki/Anführungszeichen, denn die Anführungszeichen sind zu allem Überfluss noch in jedem Land anders. Dieser Tatsache haben wir es wohl auch zu verdanken, dass die Anführungszeichen nicht einfach auf der Standard-Tatstatur zu finden sind. Auf Wikipedia gibt’s eine Tabelle.

        Wikipedia beschreibt auch die Vorgehensweise für Windows: „Dazu gibt man bei gedrückter Alt-Taste und bei eingeschaltetem Num-Lock auf dem Ziffernblock die Codenummer mit einer führenden Null ein.“
        „ = Alt + 0132
        “ = Alt + 0147

        in HTML:
        „ = „
        “ = “

        Es gilt scheinbar der Grundsatz: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

        Mit herzlichen Grüßen,
        Michael Moesslang

  2. Hallo Herr Bargenda,

    da Ihr Editor html beherrscht, hat er sinnigerweise die Hinweise, wie die korrekten Anführungszeichen in html zu schreiben sind durch diese gleich wieder ersetzt. Deshalb hier nochmals aufgeteilt:
    für vorne („): &bd und dann quo;
    für hinten (“): &ld und dann quo;

    Jetzt klar?

    Liebe Grüße,
    Michael Moesslang

    • Lieber Herr Moesslang,

      vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten. Das sind sehr gute, hilfreiche Tipps.

      Nebenbei: Ihre Anleitungen in Sachen Anführungszeichen zeigen deutlich, worauf es auch in der Rhetorik und auf der Bühne ankommt: Immer präzise sein und auch auf Details achten. Sehr schön.

      Herzliche Grüße
      Christian Bargenda

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