Kommunikative Intelligenz in der Führung: Worte und Taten müssen zusammenpassen

Ein Beitrag des renommierten Experten für Führungsintelligenz Volker Schneider. –

Vor kurzem fragte mich während eines Coachings eine Führungskraft: „Haben Sie den Film »An jedem verdammten Sonntag« gesehen?

Al Pacino hat darin einen Footballtrainer gespielt und in einer ausschlaggebenden Situation in der Mannschaftskabine eine Motivationsrede gehalten. Diese Rede war so zündend und mitreißend, dass seine Jungs extrem motiviert raus aufs Spielfeld sind und überlegen gewonnen haben. – Das möchte ich auch können.“

Diese Führungskraft hatte instinktiv genau verstanden, worum es geht: Um intelligente Kommunikation, die jeder Führungssituation angepasst ist. Die richtig gewählte Kommunikation ist äußerst wichtig, ob es sich darum handelt Teams zu motivieren oder eigene gute Ideen innerhalb einer Führungsmannschaft zu Gehör zu bringen und dadurch zu „verkaufen“.

Seit vielen Jahren befasse ich mich mit Führungsintelligenz, also mit Führungskräften, die Intelligenz regelmäßig und sinnvoll in der Führung einsetzen. Die Basis eines belastbaren Führungsverständnisses bildet die Selbstführung, das heißt der Umgang mit Komplexität und Menschenführung. Kommen die wesentlichen Führungsintelligenzen – logische, emotionale und kommunikative Intelligenz – dazu, spreche ich von einer führungsintelligenten Führungskraft.

Bei der kommunikativen Intelligenz in der Führung spielt Rhetorik eine wichtige und oft alles entscheidende Rolle.

In Gesprächen, Meetings und Ansprachen kann die Führungskraft ihr Führungsverständnis vermitteln. Also die Art und Weise, wie sie Führung versteht und führen will. So sorgt sie für Klarheit und Orientierung. Ihre rhetorischen Fähigkeiten entscheiden darüber, ob und wie die Botschaften ankommen.

Ein Beispiel aus der Praxis:

Als „Schattencoach“ habe ich eine Führungskraft kürzlich zu einem Meeting mit seinen Mitarbeitern begleitet. Es ging wieder einmal um eine Organisationsveränderung, mit der alles besser werden würde. Sein Ziel war es, die Mitarbeiter nicht nur zu informieren, sondern auch zu überzeugen und dafür zu begeistern, den neuen Weg mitzugehen. Während seiner Rede hörte ich Formulierungen wie „wir müssen“, „das Management erwartet“, „werden wir nicht dulden“, „gibt es keine Alternative“ und Vergleichbares. Der Schlusssatz war sinngemäß, „ich freue mich darauf, den neuen Weg mit Ihnen gemeinsam zu gehen“. Die Führungskraft schien froh und erleichtert zu sein, diese schwierige Botschaft abgeliefert zu haben, aber auch einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis. Aus seiner – kurzfristigen – Sicht verständlich, es gab ja auch kaum Fragen und keinen nennenswerten Widerstand. Also, so weit, so gut?

Leider nein. Denn, in den Gesichtern der schweigenden Mitarbeiter konnte ich erkennen, dass die Botschaft so angekommen war: stelle keine Fragen, tue was man dir sagt, was man erwartet und sei dabei bitte auch noch begeistert. Von der Freude am gemeinsamen Gehen dieses Weges keine Spur. Wie denn auch? Die rhetorische Verpackung der Botschaft durch diese Führungskraft stellte sich zu grau, streng und einseitig dar. Etwas „zu erwarten“, „nicht zu dulden“, ist definitiv kein rhetorischer Aufruf zur Motivation, zum Mitdenken, zur Gemeinsamkeit. Der Schlusssatz, den Weg gemeinsam gehen zu wollen, hilft da auch nicht mehr. Denn zu schwach, zu kraftlos, zu autoritär ist die vorher gewählte Rhetorik. Überspringende Funken wie bei Al Pacino als Trainer des Footballteams sehen anders aus.

Dabei könnte es so einfach sein.

An vielen Alltagsbeispielen wird deutlich, wie wichtig die Verpackung und Präsentation eines Produktes ist. Und für die Führungskraft ist die Rhetorik eben diese Verpackung ihrer Informationen und Botschaften, also ihres Produktes. Sie dient vor allem dazu, die Menschen zu erreichen und für die Informationen zu öffnen. Mitarbeiter werden mit rhetorisch perfekt eingesetzten Fähigkeiten begeistert und mitgerissen für eine Sache.

Aber Achtung: Hinter dieser ergreifenden Rhetorik muss danach gelebte Überzeugung in der Führung stehen.

Ein rhetorisches Feuerwerk einer Führungskraft, dem keine entsprechenden Aktionen folgen, verpufft am Führungshimmel. Denn das Interesse an einer Sache lässt sehr schnell nach, wenn die damit verbundenen Erwartungen nicht erfüllt werden. Die meisten rhetorischen Dampfplauderer unter den Führungskräften werden sehr schnell auch als solche erkannt. Hier gilt der Grundsatz „walk your talk“, mehr denn je. Tue was du sagst und sage nichts, was du nicht wirklich tun willst.

Es hilft auch, wenn eine Führungskraft für die Zuhörer spricht und nicht für sich selbst. Mir fällt auf, dass es gerade Menschen mit sehr viel Fachwissen schwer fällt, sich auf das Wesentliche zu begrenzen. Einen Leitsatz gebe ich Führungskräften in diesem Zusammenhang gerne mit: „Ich sage nicht, was ich weiß, sondern ich weiß, was ich sage.“ Der Fokus der Kommunikation und der Aussagen muss auf die Interessen der Zuhörer gerichtet sein, sie emotional einbeziehen und ein Wir-Gefühl schaffen.

Die Menschen, zu denen wir sprechen, beobachten und bewerten uns. Eine gute Rhetorik hilft Führungskräften, als souverän wahrgenommen zu werden.

Eher unsichere Führungskräfte versuchen ihr Verlegensein zu kaschieren, indem sie ein Gebaren an den Tag legen, das eher überheblich als überlegen wirkt. Diese Führungskräfte sind davon überzeugt, souverän zu wirken, während alle anderen dies als arrogant wahrnehmen.

Besondere Wirkung erzielen Führungskräfte durch einen selbstsicheren Auftritt und klare, verständliche Aussagen.

Sie verpacken ihre Botschaften so, dass sie beim Gegenüber ankommen. Sie verwenden eine einfache, bildhafte Sprache. Kurze Sätze und die Betonung der Kernbotschaften erhöhen die Wirkung ebenfalls. Wer schreit hat Unrecht, und wer zu leise spricht, wird nicht gehört und wirkt meist unsicher. Wer zu laut spricht, erscheint meist dominant und arrogant. Die Lautstärke angemessen zu ändern, wirkt lebendig und spricht eher die Emotionen der Zuhörer an. Das ist auch wichtig, denn Rhetorik richtet sich im Wesentlichen an die Gefühlsebene unserer Zuhörer. Und das honorieren die Zuhörer. Deshalb bekommen Führungskräfte, die nur die Verstandesebene ansprechen, so selten Standing Ovations.

Es liegt auf der Hand, dass rhetorisch unbegabten oder unwilligen Führungskräften viele Chancen verloren gehen. Regelmäßiges Rhetoriktraining sollte für jede Führungskraft deshalb selbstverständlich sein. Intelligente Führungskräfte werden ihre Fähigkeiten, Sprache zielgerichtet und wirkungsvoll einsetzen zu können, entwickeln wollen. In diesem Zusammenhang ist es mir als Mitglied der Wertekommission e.V. sehr wichtig, deutlich zu machen, dass Rhetorik niemals dazu dienen darf, Menschen zu manipulieren oder hinters Licht zu führen.

Mein Fazit: Die Arbeit an der eigenen Rhetorik ist für Führungskräfte, die erfolgreich führen wollen, unverzichtbar. Rhetorische Fähigkeiten haben immense Bedeutung in der Führung. Je nach der Situation müssen sie ihre Worte richtig wählen können. Kraftvoll und herausfordernd, ohne arrogant zu wirken. Dann wieder weicher in den Tönen, vertrauensbildend in die Zukunft des Unternehmens, ohne schönzufärben. Auf jeden Fall inhaltlich stark, mitreißend, überzeugend, emotional und immer wertschätzend. Auch das ist ein Teil von Führungsintelligenz.

Autor: Volker Schneider
© Rhetorikmagazin


Volker Schneider ist Diplom-Betriebswirt, Speaker, Trainer und Coach. Er gilt als maßgebender Experte für Führungsintelligenz. Seine Karriere begann er im Polizeidienst als Streifenbeamter und Zivilfahnder. Danach wechselte er in die Wirtschaft, wo er lange Jahre erfolgreich in verschiedenen Geschäftsführerpositionen und als Vorstandsvorsitzender einer mittelständischen Aktiengesellschaft tätig war. Heute ist Volker Schneider Inhaber eines Beratungsunternehmens und gibt sein Wissen zum Thema „Intelligenz führt“ in seinen souveränen und humorvollen Vorträgen weiter.

In seinen Seminaren vermittelt der Experte, wie Führungsintelligenz als Antwort auf die Komplexität in Unternehmen aktiv zu implementieren ist. In seinen Coachings unterstützt er auf Augenhöhe Führungskräfte dabei, ihre Führungsrollen und ihr Führungsverständnis weiter zu entwickeln und ihre Mitarbeiter zu aktiven Mitgestaltern des Unternehmens zu machen.

„Erfolgreiche Unternehmen brauchen intelligente Führungskräfte – keine Vorgesetzten“ ist seine Kernbotschaft. Volker Schneider ist Professional Member der German Speakers Association (GSA).


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